500Words 6 Wehrpflicht Schülerstreik

Am Freitag soll es ja einen Schülerstreik gegen die geplante Wehrpflicht geben und meine Unterstützung haben sie. Ich habe einen Sohn der, 2010 geboren, unter diese Pflicht fallen würde, aber das ist gar nicht mal der Hauptgrund. Als ich seinerzeit verweigert habe dauerte mein Zivildienst noch 16 Monate, 3 Monate länger als Bund, weil man ja nicht in die Reserve oder Krieg ziehen musste. Das Verweigerungsprozedere lief so ab, das ich vor einem Komitee, besetzt unter anderem mit Pfarrern und Bundeswehrgenerälen, meine Beweggründe darlegen musste. Dafür wurde man im Vorfeld in einer Wehrdienstverweigerergruppe geschult, auf das man auf Fragen wie „Sie gehen nachts mit Ihrer Freundin im Park spazieren, plötzlich kommt hinter einem Baum jemand mit einer Waffe hervor, der Ihre Freundin vergewaltigen will, wie gehen Sie vor?“ Natürlich durfte man dann nicht antworten, das man versucht dem Typ die Waffe abzunehmen um ihn unschädlich zu machen, sondern lediglich ihn auszuknocken, weil wer den Dienst an der Waffe verweigern will, darf nicht mit einer Waffe hantieren. Ich hatte es jedoch, als Sohn vertriebener Eltern und Großeltern relativ einfach, da ich versichern konnte, das die mir überlieferten Geschichten, meine Großmutter und meine Mutter waren auf dem Schiff hinter der „Wilhelm Gustloff“, ein „Nie wieder Krieg!“ in die Wiege gelegt wurde. Dazu kam noch das unwürdige Ritual der Musterung, ich war seinerzeit Punk und die Verachtung haben wir uns gegenseitig spüren lassen, von General der den Aufzug sehr vehement alleine benutzen wollte und dem ich deswegen vor die Füße spuckte, bis zu Vorladung zum Psychologen dererseits zurück. Sämtliche Kumpel, die damals vorzogen zum Bund zu gehen kotzte dieser um einiges rechter und einige als Alkoholiker wieder aus. Das nur mal zur Einordnung meiner Erfahrungen.

Kommen wir zum Heute, nun ist auch wieder eine Wehrpflicht angedacht, zwar auf leisen Sohlen und mehr light, aber eben mit der Drohung, wenn sich nicht genug freiwillig melden, dann halt alle. Mal ganz davon abgesehen, das das von Leuten beschlossen wird, die so wie ich seinerzeit damit leben mussten, erschließt sich mir nicht wieso heute eine Armee wie nach dem zweiten Weltkrieg aufgebaut sein sollte, wie man sieht läuft Krieg ja heute ganz anders ab und da hilft so eine Grundausbildung an Knarren und Panzern recht wenig. Aber der Kern meiner Ablehnung ist, das wir eben nicht mehr in Zeiten wie zu meiner Musterung leben, sondern die Betroffenen in die Entscheidungen einbezogen werden sollten, so geht Demokratie nämlich heute. Eine Generation, der die Politik der Alten eine Zukunft mit kaputtem Klima, drei Rentner auf einen Arbeitnehmer und eine kaputte Wirtschaft aufgrund von deutscher Arroganz und verpassten bzw. abgewürgten Chancen hinterlässt, will nun noch eigenmächtig entscheiden wie die Jugend, die sie ansonsten verblödet faul und in Arbeitsdingen für überzogene Ansprüche schimpft, ihnen dienen soll und zwar am besten so wie man es damals machte „Hat uns ja auch nicht geschadet“. Ich verstehe komplett, das diese Jugend, denen Ballerspiele angeblich schaden, aber echtes Abknallen dann eher nicht so, sich dagegen auflehnt, das so über sie bestimmt wird. Zumal mit der Aussicht das in Zukunft eine AFD mit darüber bestimmt, was dann mit Militär passiert kann man sehr anschaulich bei deren Idolen Putin und Trump gerade sehen.
BTW: Ich verstehe durchaus den Sinn einer Bundeswehr, aber ein Zwang dieser oder diesem Staat zu dienen erschließt sich damit für mich nicht. Ebensowenig würde ich meinem Sohn verbieten zur Bundeswehr zu gehen, wenn er dieses wollte, es hat seine Entscheidung zu sein, nicht meine und auch nicht die des Staates oder der Politik.

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