Jahresrückblick 2012

Fast schon traditionell mittlerweile am 2.1 des neuen Jahres und wer hätte das gedacht das wir uns jetzt und heute wiederlesen? Der letzte Jahresrückblick schloß mit dem Hinweis auf den Maya Kalender und wir leben immer noch! Trotzdem 2012, du warst schon ein ziemlich durchwachsenes Drecksjahr, was persönlich natürlich auch daran lag das ich ausgerechnet an den heißesten Tagen, Ende Juli, mit Blinddarmdurchbruch im Krankenhaus lag um dem Tod von der Schippe zu springen. Und sowas knapp vor dem 50. Geburtstag, das nehme ich persönlich und prägt natürlich die Wahrnehmung.

Aber auch sonst waren, was die Prägung betrifft, ja vor allem Tode und politische Mishapps vorneweg. Was die Tode betrifft, man hat sich ja schon fast daran gewöhnt das jedes Jahr welche ableben, die viel jünger sind als man selber, aber das mit Pierre oder Pete Namlook (auch wenn der 2 Jahre älter war als ich), mußte das sein, Schicksal, alte Biatch?
Politisch waren es auch so einige Fronten an denen man zu kämpfen hatte und bei weitem nicht alle sind gesichert. Ok, ACTA darf man wahrscheinlich tatsächlich ad acta legen, wenn auch durch die Hintertür weiterhin versucht wird die gleichen Dinger unter anderem Namen durchzudrückren, aber diese GEMA Sachen, die dürften uns noch eine Weile beschäftigen, dieses Verschieben der Tarifreform ist wahrscheinlich nur Bittstellerei der Politik nicht ausgerechnet im Wahljahr so ein Thema auf dem Tablet zu haben und das Kleinedruckte der Aussetzung liest sich mit Laptopabgabe auf DJs abzuwälzen plus 10%iger Erhöhung für Clubs auch nicht so toll wie das kolportiert wurde. Und don’t get me started about GEZ-Haushaltsabgabe, EEG-Umlage, Betreuungsgeld, Leistungsschutzrecht und was da noch so alles für 2013 an Kabarett Kabinettstücken aufgeführt wurde.
Nur am Rande, weil nicht betroffen, habe ich diese Abmahnwelle für Bilder in Blogs mitbekommen, ein himmelschreinender Blödsinn, wo ich mir von der Politik wirklich gewünscht hätte sie würde da mal so schnell reagieren wie sie es bei ihren Themen manchmal demonstriert, aber was erwartet man auch schon von einem Parlament das sich zum Großteil aus Rechtsanwälten generiert?
Immerhin, ansonsten hat sich das Internet im Jahr 2012 kaum gewandelt, kann ja auch was Gutes haben, wenn man sich den Niedergang anderer Dinge vor Augen führt. Twitter und Facebook rulen noch immer das as sich Social Media nennt, Instagram hatte mit seiner neuen EULA einen kurzen Aufschrei der Hysterie im Wasserglas entfacht, bevor man sie wieder zurücknahm, nachdem man gecheckt hatte das es eigentlich wie überall ist und dann gab es da ja noch den erkalteten heißen Shit Google+, ich weiß gar nicht wann ich das letzte mal da rein geschaut habe.
Was mir persönlich nicht am Arsch vorbei ging waren diese Versuche auf politischer Ebene die E-Dampferei zu diskreditieren, da wurden Fakten gebogen und Bastadekrete ausgegeben, das man sich nur fragen konnte wer da wohl dahinter steckt, obwohl es ja genau aus den Ecken kam, deren Anliegen eigentlich Gesundheit sein sollte. Wie solche dann ein Mittel nicht nur um Krebs zu minimieren sondern auch z.B. Passivrauchen zu eliminieren diskreditieren, war schon ein Lehrstück in Sachen Skepsis an Staat und seinen angeblich informierten Vertretern und zwar durch die Bank weg. Auch dieser Kampf wird, soweit ich das sehe, noch weit in das neue Jahr herrein reichen.
Ich selbst war am 24.12. das erste Jahr rauchfrei, die Dampferei mit der E-Zigarette hat das komplett abgelöst. Aus der Sucht ist quasi ein Hobby geworden, dessen Innovationssprünge fast an den Wechsel der Soundgenerationen aus der Anfangszeit des Techno erinnern. Die typische Entwicklung vom üblichen Einsteigergerät einer eGo, über Akkuträger mit Clearomizer Tank oben drauf, zum Selbstmischen der Liquids und schlußendlich auch dem Selbstwickeln der Verdampfer, ich ab alles durch und nichts wird mich wieder zur analogen Zigarette zurück bringen, bei der Nikotinaufnahme bleibe ich digital und da ich es immer wieder zu hören kriege: Nein ich möchte eben nicht komplett auf mein Nikotin verzichten, ich trinke keinen Alkohol, ich nehme keine Drogen, nichtmal Schokolade in größeren Mengen nehme ich zu mir, aber mein Nikotin, das möchte ich bitte haben, zumal in dieser relativ harmlosen Variante.
Auflegetechnisch hätte das Jahr mehr hergeben dürfen, sorry 2012, das war etwas mau. Was sicherlich auch an dem Ausfall im Sommer lag, aber dafür gab es keine Gigs die ich bereut hätte oder die Sinnkrise hervorgekitzelt hätten, Qualität statt Quantität, ganz so wie es Lebensratgeber empfehlen, trotzdem darf 2013 da ne Schippe zulegen und die Qualität wahren.
Musikalisch fand ich 2012 gut bis erstaunlich. Erstaunlich, weil mein persönlicher Fokus mal wieder weg vom klassischen Techno tendierte, da dieser in diesem Jahr in meinen Ohren etwas stagnierte und das letzte was ich musikalisch vertrage ist Langeweile. Dafür gab es aber wieder erfrischendes von Quereinsteigern wie z.B. Blawan, Trevino, Jon Convex, Midland und anderen zu hören. Aber was mich am meisten positiv irritierte war diese Flut nicht wirklich einzukategorisierender Sachen aus der Houseecke, wo munter Fäden wieder aufgenommen wurden, seien es die Bleeps und Bässe oder auch mal wieder hemmungslos mit dem Piano geklimpert wurde, ich nenne mal Labels wie Alive, Off, Local Talk,Sunday Roast oder Hypercolour und Acts wie Leftwing & Kody, Mak & Pasteman, Dale Howard und Artifact.
Was natürlich nicht heißen soll das in Sachen Techno nichts passiert wäre, alte Haudegen wie Jerome Sydenham, Neil Landstrumm und neue Helden wie Clouds, John Roman, South London Ordnance, Mia Dora, Orphan10, als auch seit Jahren mittlerweile Qualität abliefernde wie Perc, Object oder Mike Dehnert konnten bei mir aber trotzdem den Eindruck nicht verhindern, das die Innovation gerade mal wieder auf anderen Gebieten eher Tänze aufführt. Wobei Innovation jetzt nicht unbedingt heißen soll, das das Rad neu erfunden wird, sondern eher zeitgemäße Umsetzungen schon Dagewesenens mit neuen Elementen versetzt die man aus Ecken wie UK Funky oder Dubstep entlehnt.
Überhaupt Dubstep, ich hab ja nur drauf gewartet das es als Unwort des Jahres vorgeschlagen wird. Es war sicherlich das Siegesjahr des Dubsteps, wenn auch eines Dubsteps der mit seinen Anfängen nur noch wenig zu tun hatte, für mich klingt das meiste nur noch nach ungeradem Ed Banger. Die ewig gleichen Drops und Nervquietschbässe lassen das alles wie die Dubstepvariante von Schranz wirken. Natürlich gibt es auch noch Ausnahmen, die in der Vielzahl der Veröffentlichungen allerdings fast schwerer zu finden sind als die berüchtigte Nadel im Heuhaufen. Ein Manko das seit Jahren immer extremer wird: Durch wieviel Rotz man sich durchquälen muß bis man an die Perlen gelangt, da nimmt sich kein Genre was. Einzelne Acts der mir in Sachen Dubstep dieses Jahr auffielen waren z.B. Enigma Dubs und Kryptic Minds mit ihrem massiven Output in jegliche Richtung, Altmeister Pinch, der es immer noch drauf hat und Roska in seiner Unberechenbarkeit, ansonsten ergab sich da für mich ein sehr gemischtes bis abgegessenes Bild.
Als ein musikalisches Phänomen das sich 2012 erst so richtig manifestierte empfand ich den Boiler Room, ich weiß noch wie ich Ende der 90er vehement dagegen anstritt, wenn mir jemand im Rausch des frisch erworbenen Internets daher delirierte das man in Zukunft Raves von zuhause aus erleben und mitfeiern würde. Ich hielt das für ziemlich ausgeschlossen und jetzt sitze ich selber oft davor und rege mich über die mitwippenden Histerspacken hinter dem DJ auf, während ich die Musik abfeiere und irgendwann in den nächsten Tab wechsele um das Hupfdohlengespacke nicht weiter ertragen zu müssen, nur um irgendwann doch wieder hin zu schauen, weil die Lästereien auf Facebook einen dazu verleiten. Das lässt nur zwei bis drei Schlüsse zu: 1.) Ich lag falsch, 2.) ich werde alt, 3.) Beides.
Der zweite Schluß wird jetzt bei einigen wahrscheinlich ansichtsmäßig auch zum tragen kommen, wenn ich abschliessend erzähle das ich gerade mit einem neuerlichen Umzug begonnen habe. Die Familie zieht raus aus dem Prenzlberg, ab an den Rand ins beschauliche Karow und zwar sowas von Rand, das das Feld quasi gegenüber liegt. Der Hund mag keine Treppen mehr und das Kind braucht ein eigenes Zimmer, nun finde mal eine 4 Zimmer Wohnung in der Stadt, in bezahlbar, abgesehen davon das es mir hier zu voll und zu ungemütlich wird. Sollen’se doch hier im Gentrifizierungshaifischbecken alle durchdrehen und sich die Köppe einhauen und sei es nur wegen dem letzten freienParkplatz, während ich wahlweise im Wintergarten oder Garten meine Artikel ins Blog poste. Ich bin innerhalb einer Viertelstunde da wo ich jetzt noch wohne, aber ab Frebruar eben nicht mehr und ich werde Himmel sehen. Ich freue mich drauf.

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