Buchreview: …Man War Ja Auch Noch Jung. Kassablanca. 30 Jahre Subkultur in Ostdeutschland

Schön wenn man die Entstehungsgeschichte eines Buchs so mitverfolgen kann. Als ich vor geraumer Zeit zu einer Podiumsdiskussion ins Kassa eingeladen war, schwirrte die Idee des Buchs schon rum, etwas später fragte man mich ob ich einen Beitrag für das Crowdfunding beisteuern möchte und nun liegt es seit einigen Wochen mir. Dauerte aber eine Weile bis ich damit durch war, denn das Buch ist anders als viele andere über Techno und Clubs, das Kassablanca fing vielleicht als Techno Club an, wandelte sich dann aber in eine ostdeutsche Institution, die es nun auch schon über 30 Jahre gibt und auch zweimal die Location wechselte, bis sie dann ihre Heimat in der jetzigen fand.

Es gibt natürlich viele Bilder, als auch gesammelte Artikel über das Kassablanca, aber eben auch viele spannende Interviews, z.B. mit Thomas Sperling, seines Zeichens dem Macher des Kassa, als auch Initiator der Labels Freude am Tanzen und Musik Krause, Gabor Schablitzki, aka Robag Wruhme, aber eben nicht nur Techno, deshalb auch neben einigen langjährigen Mitarbeitern auch Leute die ihre Karriere im Kassa starteten wie Clueso und Rainald Grebe. So eine Institution mit viel Geschichte hat natürlich noch viel mehr Geschichten, die hier von Mitarbeitern bis Künstlern erzählt werden. Dabei bemerke ich einen Unterschied wie ich ihn z.B. bei dieser ARD Dokureihe Techno House Deutschland erlebte. Während der Westen sich mit Starkult und Namedropping versuchte und dafür viele kleinere Geschichten verloren gingen, hatte dort, wie auch in diesem Buch, der Osten das dringende, wie auch verständliche, Bedürfnis die erlebten Geschichten zu erzählen, weil der Systembruch mit einhergehendem Techno natürlich viel einschneidender war als z.B. in Frankfurt. Man erfährt viel über die bedrückenden Baseballschläger Jahre im Osten, als die Nazis auf alles eindroschen, was neu und bunt war, aber auch über diese einmalige Gemeinschaft, die neue Freiheit, die Provisorien und den Aufbruch die der Osten zu der Zeit erlebte und wie das bei allen heute noch nachschwingt, aber auch mittlerweile oft vermisst wird. Wirklich spannend zu lesen und ich bin nach dem Buch nochmal extra froh diese Zeit auch dort miterlebt haben zu dürfen, wenn auch das nur Momente waren. Die Verbundenheit besteht bis heute und ich werde das Buch in Ehren halten und bestimmt noch öfter zücken. Eignet sich auch hervorragend um es später seinen Kindern zu zeigen und zu sagen „Seht, so war das damals“ Geschichte von unten.

Gibt es hier direkt zu kaufen
Layout/Grafikdesign: studio mizuiro

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