Lese gerade das Achim Szepanski verstorben ist. Den meisten hier wird er wohl als Labelbetreiber von Force Inc und Mille Plateaux bekannt sein, aber wir kannten nuns schon viel früher, aus der Zeit als ich noch in Wiesbaden wohnte. Da gab es einen Laden, der nannte sich EG und war sowas wie eine New Wave Kneipe mit Kunst und Designanspruch, da derwischte er manchmal in Anzug und Zigarre über die Tanzfläche. Ich hielt ihn für einen komischen Kauz und wußte noch nicht, das wir bald in der Wiesbadener Wartburg zusammen Konzerte organisieren würden. Das kam daher das wir beide den Typ von Bogey’s dem Wiesbadener Szeneausstatter kannten, der uns die Kohle vorstecken konnte und so holten wir bald die Einstürzenden Neubauten, die Swans, Psychik TV und Laibach in die Stadt. Ich zog dann irgendwann weg, er verblieb bei dem Bogey’s Typ und machte den Boy Recordshop aus dem dann die Labels entstanden und Mainz mit denen Brückenkopf Parties auf die Technolandkarte brachten. Er war dann auch derjenige, der mich zum ersten Mal ins Omen brachte. Das war nach einer Front 242 Releaseparty im Dorian Gray und er meinte sie hätten auch sowas wie das UFO in Berlin, aber als wir reinkamen lief Les Rita Mitsuki, danach Dr. Alban und mein skeptischer Blick war ihm sichtlich peinlich. Seine Force Inc Releases kamen dann zuverlässig mit dem Postboten bei mir in Berlin an, aber ansonsten verloren wir uns ziemlich aus den Augen und mit dem Achim Szepanski hier auf Facebook konnte ich nur wenig anfangen. Ich versuchte paarmal die Kommunikation, aber das war mir immer zu abgehoben baudillardistisch oder marxistisch und zu grumpy auf die Welt, obwohl es natürlich scharf und seziererisch beobachtet war was der da postulierte, aber ich brauchte diesen theoretischen Überbau einfach nicht. Dafür war ich für ihn seit Mayday sowieso eine „Kommerznutte“ wie er so schön sagte und so hatte man sich irgendwann gar nichts mehr zu sagen.
Jetzt isser weg und schade ist es allemal das solch eine Koryphäe und Frankfurter Original nicht mehr da ist und die Welt anbellt. RIP
Kategorie: Technohistory
Doku Overload: Twist- Hinter den Beats, Techno Rush, Exzess Berlin, Laurent Garnier – Off The Record, Capital B
Eine Konvolut von DJ bzw. Techno Dokus flutet gerade mal wieder die Sender und ich habe mir mal die Mühe gemacht die alle anzusehen, vielleicht auch damit ihr es nicht müsst. Fangen wir mal an mit
Twist- Wie werde ich DJ auf Arte. Hier gibt’s den Untertitel „Wie wird man DJ“ und dazu werden David Guetta, Amelie Lens, Alle Farben und Lovra begleitet und befragt. An den Protagonisten erkennt man schon, das es sich nicht wirklich um eine Technodoku handelt, alles was hinter CDJs steht ist halt DJ. Amelie Lens wird mittlerweile von einer Hollywood Firma gemanaged, mit David Guetta und Alle Farben haben wir zwei Protagonisten die auch gerne mit prerecorded Sets auftreten, auch wenn Alle Farben das mit „die Reihenfolge steht, aber mixen tue ich noch selbst“ etwas zu relativieren versucht. Dann ist da noch Lovra aus Berlin, die mit ihren 148.000 Followern als Newcomerin gefeatured wird. Man erfährt wenig neues, sieht die üblichen vollen Arenen vor deren Massen der kleine DJ steht, der sie gleich völlig wegblasen wird. Clubs werden erwähnt, als Einstieg zum DJing, das ultimativ natürlich auf den großen Bühnen stattfindet, zur Not halt auch prerecorded und mit Mikrofon zur Animation wie beim Malle All Inclusive Urlaub. Schön auch der Moment wo Guetta meint das bei Instagram DJs keiner mehr tanzt und alle die Handies auf den DJ richten und der Cut das dann genau bei ihm der Fall ist und im nächsten Moment sogar auffordert dies zu tun.
Ach so, wie wird man nun heute DJ? Fleiß, Originalität, Signature Sound, Team im Hintergrund, Social Media Aktivität, fast alles scheint wichtiger als die Musik, so stellt sich das Arte heute vor.
Mit Exzess – Berlin beleuchtet die ARD in 3 Teilen die Nachtclub Szene in Berlin seit den 70ern, eigentlich also recht spät, um sich bis auf’s heute vorarbeiten. Mittels vieler Cuts wird sich dann, angefangen bei Romy Haag und Zaza de Paris über Disco, Punk, Metropole, Dschungel etc bis zu den unvermeidlichen Tresor und E-Werk vorgearbeitet und das nichtmal schlecht, sogar Bildmaterial aus Vorwende Ostclubs wurde aufgetrieben.
Das hier Westbam durchmoderiert scheint sogar durchaus verständlich, so angefangen als Metropol Resident und dann als Technozeuge, nur das er hier lediglich in seinen typischen Überschriften spricht ernüchtert ein wenig.
Schade auch das wieder nur die jeweiligen Leuchttürme der jeweiligen Epochen beleuchtet werden, was zwar einerseits verständlich ist, schließlich ist die Zeit pro Folge beschränkt, wird aber der Sache von Berlin nicht gerecht, denn gerade die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Locations der Epochen macht und machte die Stadt ja aus. Die Protagonisten aus der Jetztzeit finde ich persönlich nicht so gut gelungen, da hätte es repräsentativere gegeben, but that’s just me.
Weiter geht‘s mit Techno Rush wobei ich vorweg schicken muß, das ich da auch für einige Aussagen zuständig bin. Eigentlich komme ich sogar in den beiden ersten Teilen des Dreiteilers recht oft vor, aber das ist, wie das meiste Material der Doku, schon bekannt.Auch die meisten befragten kennt man mit anderen Sätzen schon aus anderen Dokus, sei es Elsa for Toys, Ellen Allien, Paul van Dyk oder Juan Atkins. Daniel Bier, aka DJ Disko macht seinen Job hier sehr gut und RTL plus wird sich im Nachhinein wahrscheinlich zumindest auf die Zähne gebissen haben auch hier wieder Westbam als Narrator verpflichtet zu haben, war der doch schon eine Woche vorher in obiger Doku in ähnlicher Rolle zu sehen. Wieso eigentlich immer wieder Westbam? Fragt man sich spätestens hier. Wer also Techno City und ähnliche Dokus schon gesehen hat, wird kaum neues entdecken. Richtig ärgerlich hingegen ist diese reingeschnittene Begleitung der Karriere dieses bestenfalls unter EDM zu verbuchenden Major Acts Mausio und das in Verbindung mit einem Westbam lässt halt den Geschmack aufkommen, das man von Techno nicht viel verstanden hat, bzw. nur den kommerziellen Aspekt sucht und das ist schade, denn ansonsten ist die Doku eigentlich recht gut gelungen- gäbe es nicht schon zig andere mit gleichem Thema und gleichem Bildmaterial. So hat es den Anschein das diese Doku nur dazu gemacht wurde um diesen Mausio irgendwie dort als Techno unterzubringen, sei es vom Major oder vom Management. Natürlich geht die Zeit weiter und Dinge ändern sich, aber einen jungen DJ zu verfolgen, der bei einem Major unterschrieben hat und nun mittels Agentur auf Festivals gepresst wird, damit er die Investition in ihn wieder rausholt? Da gäbe es wirklich genügend authentischere junge Künstlerkarrieren , die man in diesem Zeitraum hätte begleiten können, die keine komplette Fehlbesetzung wären, ich nenne nur mal Klangkünstler, Wallis oder Justine Perry als Beispiele.
Teil 3 kann man sich unter anderem auch deshalb sparen und auch sonst ist die Doku ab den 2000ern etwas aus der Kurve geflogen. Schade.
Kommen wir zu den erfreulicheren Dingen, bzw so wie man es richtig macht:
Laurent Garnier – Off the Record zeigt Laurent’s Werdegang und macht sich dabei naheliegenderweise zugleich zunutze die 30 Jahre Geschichte von Techno zu dokumentieren. Das passiert dabei schön ineinandergreifend und nachvollziehbar, was natürlich auch an Garnier’s jovialer Art liegt. 90 Minuten die wirklich schnell rumgehen ohne ärgerliche Cringemomente.
Nicht ganz im Thema Techno, aber durchaus auch dort eine Rolle spielend ist Capital-B Wem gehört die Berlin das sich in 5 Teilen akribisch damit beschäftigt wie Berlin seit dem Mauerfall zu dem wurde, was es heute ist. Und natürlich darf Techno dort nicht fehlen, denn Tresor, Loveparade usw. haben ja einen beträchtlichen Teil dazu beigetragen aus der ungeliebten Ex-Mauerstadt einen Magneten zu erschaffen, der eben auch zu den Problemen führt, die damit bis heute einhergehen. Dazu werden so ziemlich alle politisch verantwortlichen, von Diepgen über Wowereit, von Landowsky über Sarrazin interviewed, aber auch z.B. Danielle De Picciotto und Jonny Stieler aus dem Techno Umfeld, als auch Andre Holm, Renate Künast und ein ganzer Haufen mehr.
Dabei wird einem von Folge zu Folge klarer, das, während wir schön gefeiert haben, andere die Stadt für sich aufgeteilt haben und wir nur sowas wie die Staffage für ihre Imagefilme zum Verkauf wurden. Frappant auch, das keiner aus der Politik, bis heute, irgendwelche Fehler zugeben mag oder sich für irgendwas schuldig fühlt, ging halt nicht anders.
Insgesamt sehr sehenswerte 5 Stunden, in denen man sich so manches mal auch schwarz ärgert, aber um es mit Jonny’s Worten im letzten Teil zu sagen: „Berlin ist eine tolle Stadt, trotz der Politik“
Mein Set auf der ersten Mayday
Ich weiß ja auch nicht woher das Material nach all den Jahren noch herkommt, aber hat doch tatsächlich jemand mitgefilmt und sogar der Ton ist für Aufnahmen aus dieser Zeit ganz akzeptabel. Der Anfang meines Sets ist mit drauf, später kommt u.a. Dave Angel und Rok, Sven Väth und viele andere mehr sind auch zu sehen.
(Via Roger van Lunteren)
Buchreview: Tresor True Stories
Was lange währt wird endlich gut kann mal wohl sagen. Gehört von dem Projekt hatte ich schon vor Jahren, nun liegt es also vor, das ultimative Tresorbuch über 31 Jahre Geschichte. es kommt mit erstaunlich wenig Text aus, glänzt dafür mit umso mehr Bildern, Artikeln und Ausschnitten aus Berichten über den Tresor und erfreulicherweise stehen nicht nur DJs oder Detroit im Vordergrund, das hat mich angenehm überrascht und Befürchtungen zerstreut, sondern es zeigt sich äußerst ausgewogen, Mitarbeiter, Publikum, Freunde des Hauses, als auch historische Dokumente finden sich großformatig darin wieder.
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Die Geschichte der Ostberliner House- und Tekkno-Partys
Aufgeschrieben von Stefan Fellenberg, aka DJ Zappa im nmi, 1990 mit ein paar Worten von mir
Ein Rundgang durch den alten Tresor bei Putzlicht
Ich wundere mich ja manchmal wieviele den alten Tresor heute als ihr ehemaliges Wohnzimmer bezeichnen, weil wenn dem so wäre, wäre der ja immer rappelvoll gewesen. Wie dem auch sei, hier mal die komplette Wohnung, bestehend aus Tresor, Globus und Bar, leider ohne Garten, bei Tages und Putzlicht, wie ihn wohl die wenigsten gekannt haben dürften.
Rave! Halle! 1992!
So war das damals, icke, voll in Tarn, mit u.a. Rec De Weirl, Marusha und ihrem damaligen Freund DJ Dick in Halle an der Saale anno 1992.
Schön das es gleich mit Aphex Twin losgeht, ab Minute 49 sieht man mich nochmal. Taugt auch gut zum Homeraven
(Via Toci)
Der verlorene, spröde Funk von Ubik, Hi Ryze und Autonation, aka David Campbell
So zwischen 1990 und 1993 gab es mal einen Seitenstrang von Techno, den ich gerne den Bleeps zugehörig zurechnen möchte und der quasi von einem Mann alleine geschaffen und beackert wurde. Die Tracks waren nicht unbedingt Dancefloorfiller und das Genre so klein das es nichtmal einen Namen hatte und trotzdem war ich ein Riesenfan dieses verspielten Maschinenfunks. Was heißt war? Diesen Winter habe ich das für mich wiederentdeckt, was der Mann mit dem Allerweltsnamen David Campbell da unter verschiedenen Pseudonymen angestellt hat.
Am bekanntesten wird vielleicht Hi Ryze‘s Cyberia sein, das damals gerne im Zusammenhang von A Place Called Bliss gespielt wurde
Aber unter Ubik ging’s dann so richtig ab, vertrackt, irgendwo zwischen Detroit, Bleeps undf Rave verortet
Autonation schaffte in früher Inkarnation sogar mal den Sprung auf R&S, siedelte aber erst mit der Cyborg Society EP zwischen Hi Ryze und Ubik an
Ich finde diesen Funk gerade wieder sehr wegweisend. Wieder eins von diesen losen Enden das gerne wieder aufgenommen und aktualisiert werden könnte
Berlin, Gay T Dance 17.11.1991
Ich glaube wir hatten den hier sogar schonmal, aber nicht so lang und nicht in der Qualität, denn das kommt vom Original VHS Tape von Erich. Gay T Dance war damals die letzte Station, alle 2 Wochen auf den Sonntagabend und alle strömten hin, Gays, Normalos und natürlich alle übrig gebliebenen aus Planet und Walfisch. Es war völlig egal woher man kam und wie man gepolt war, der Hool tanzte mit der Tucke die frisch Aufgestandenen mit den bereits 3 Tage wachen und alle teilten sich die Bühne dafür.
An besagtem Date hatte ich die Ehre, neben Marcos Lopez für die musikalische Stimmung zu sorgen, man sieht mich desöfteren im Tresorshirt hinter den Decks.
Aufbau bis Abriss des Exit/Ahornblatt
Über das Exit im Ahornblatt, hatte ich ja hier schon geschrieben, letzte Nacht wurde mir dann von Felix FX ein Video zugespielt das im Zeitraffer die Zeit vom Bau des Gebäudes bis zum Abriss zeigt, leider ohne unsere Afterhourzeit darin, und das ich gleich mal auf Youtube hochladen mußte. Keiner von uns hat eine Ahnung woher das Video stammt, es fand sich zufällig auf einer Festplatte.
Nach wie vor eine Schande das dieses Bauwerk mit seiner fantastischen Akustik, ich möchte behaupten es gab und gibt keinen Club mit einer besseren, trotz Denkmalschutz (der offensichtlich nur dafür vergeben wurde das wir damals keine Schalldämmung einbauen konnten) einfach so abgerissen wurde, was da heute steht ist mit Sicherheit keine Verschönerung des Stadtbilds.