Jahresrückblick 2014


In guter Tradition komplett verspätet und wahrscheinlich der letzte in der gesamten Blogosphäre, mein Jahresrückblick.
Das zweite Jahr Karow und jetzt kriegt mich erst recht keiner mehr in die Stadt zurück. Die Entscheidung hier raus zu ziehen stellt sich immer mehr als die richtige heraus. Man ist ja nicht weg, aber zu dem hysterischen innerstädtischen Trubel kommt neben dem geografischen auch die innere Distanz. Das kommt nicht nur der eigenen Produktivität zugute, sondern sorgt auch für eine Ausgeglichenheit die mir, zumindest in der Fülle der Großstadt, so nicht mehr gegeben war. Letztens erst fiel mir auf wie sehr sich das geändert hat, war es früher so, das wenn ich zum Gig fuhr, ich durch fast leere Straßen gurkte und die Nähe des Clubs daran zu erkennen war, das dort ein Pulk Menschen und Autos im Nichts stand, wäre dass heute unmöglich weil sich überall Menschenmassen durch die Häuserschluchten quetschen.

Die Parameter ändern sich, wichtiger als das Geschäft um die Ecke ist mir die Natur vor der Nase, nicht nur für meinen Sohn. Und so kam es das ich dieses Jahr endlich mal mehr oder weniger regelmäßig zum Laufen kam, was mir in der Stadt nie gelang, weil man immer erst durch Autoabgase entlang zu einer Strecke joggte, die man dann zig mal umrundete. Hier geht die Laufstrecke vor der Tür los und die Länge kann ich selbst bestimmen ohne irgendwas doppelt ablaufen zu müssen. Für schlechte Tage mit viel Matsch und Wasser von oben habe ich eine Rudermaschine von der aus ich in den Garten gucken kann, in einer Stadtwohnung wär’s wohl bestenfalls die Wand oder der TV gewesen.
Das Jahr 2014 wird wohl nicht nur bei mir als gesellschaftlich-politisches Jahr der total Confusion eingehen. Angefangen hat das spätestens mit diesen komischen Montagsdemos irgendwann im Frühling, die sich schon per Namen mit völlig spinnertem Kram auf die friedliche Revolution in der DDR bezog, womit sie gar nichts zu tun hatte. Auslöser war diese Ukrainekrise, die für sich genommen ja schon völlig bescheuert ablief, aber das dann noch ein homophober Putin als neuer Freiheitsheld daraus hervor ging, bloß weil die Amiseite genug Dreck am Stecken hat, das zeigt ja schon wie weit der Horizont dieser Bewegung reicht, einer muß ja der Gute sein. Und als ob das nicht schon genug zum Verzweifeln wäre kommt da im letzten Drittel des Jahres eine noch blödere Horde auf die Bildfläche, die meint mit trotzig mit dem Fuß aufstampfen, „Wir sind das Volk“ blöken und Dialog verweigern hätte man irgendwas revolutionäres angezettelt was Beachtung zu finden hätte. Dabei bedient man sich der Protestform von vor zwei Generationen und den Ressentiments von noch früher. Immer wenn man denkt es geht nicht mehr schlimmer kommt eine Horde Dumpfbacken daher und beweist einem mit Hinterherlaufen eines polizeibekannten Werbehonks, der sogar zu blöd zum Kokain verkaufen ist, das auf die deutsche Tradition der Gartenzwergspießer dann doch irgendwie Verlass ist.
Überhaupt, was haben die alle mit Deutschland? Deutschland soll bleiben wie es ist, obwohl es angeblich scheiße ist. Ein Türke will Deutschland wieder so wie es in den 60ern war, als er als Kind eingewandert ist, aber ohne die Ausländer und alle bedienen sich seines Duktus. Dabei gibt’s Deutschland gar nicht, weil es entweder kein souveräner Staat ist oder nur eine GmbH, kapier mir einer das und wieso das für einige das wichtigste im Leben zu sein scheint.

Musikalisch war es ein Jahr mehr oder minder ohne große Überraschungen, eher so ein auf der Stelle treten und weiter so mit, ohne Frage, hoher Qualität, aber eben auch ohne größere Innovationen oder Game Changer. Trotzdem hat das auch dieses Jahr wieder sehr viel Spaß gemacht, sei es mit meinen Residencies im Suicide oder Dangerous Drums/Tresor, aber auch bei den vielen Auswärtsspielen und Festivals im Sommer, von denen ich allerdings gerne noch mehr gemacht hätte, während ich die sonstige Gigsituation als genau richtig und wohltemperiert empfand. Lediglich für den Desastronauten hätte noch ein wenig mehr gehen können, aber vielleicht ist da ja 2015 mehr drin.

Für die Studioarbeit habe ich mir zwar so gut wie keine neue Soft- oder Hardware geleistet, sondern lediglich geupdated, der Rekord Buddy sei hier aber noch erwähnt, der es mir ermöglicht ohne große Doppelarbeit meine Traktor Playlisten samt Grids und Cues in die Rekordbox und von da aus auf einen USB-Stick für die CDJs zu bringen, um für den Fall einer Havarie ein grundsolides Backup zu haben.
Hier noch eine Liste zu checkender Freeware Plugins, wovon ich einige bereits durch habe, für andere aber noch gar nicht die Zeit hatte sie kennen zu lernen. Außerhalb des Audiokosmos war es für mich aber mindestens genauso spannend und so habe ich per Day One wieder mit dem Tagebuch schreiben angefangen, per iA Writer zum ersten mal seit Jahren mal wieder mal einem anderen Texteditor als Textedit vertraut und bin nach einem kurzen Techtelmechtel mit Any.do zu Todoist als ToDo App gewechselt, eins der wenigen Programme für das ich sogar eine Jahresgebühr für die Premium Features zu zahlen bereit bin. Wichtig bei all diesen Apps ist mir das sie sowohl auf iOS, als auch auf OSX vorhanden sind und sich automatisch syncen. Das tun auch MindNode zum Ideensammeln und sortieren und Nuzzel wenn einem mal die Zeit fehlt auf Twitter und Facebook zu prokastinieren und man trotzdem up to date sein will, was im Followerkreis so Thema war.
Notable Mentions weiterer Programme die ich immer noch nutze, für die ich sehr dankbar bin und im Alltag nicht missen möchte: Evernote für fast alles zu speichernde, Pocket als Zwischenablage für nicht gelesenes, das dann nach Validierung unter Umständen im Blog oder Evernote landet und Feedly als RSS Reader.

Am Heilig Abend jährte sich dann auch mein drittes Jahr ohne Zigaretten. In Sachen E-Dampfen hatte sich ja Ende 2013 durch die Innokin VTR schon angedeutet das die längliche Rohrform Konkurrenz durch die Boxenform kriegen wüde, was sich mit Hana Boxen und dem Eleaf iStick dann auch bewahrheitete, soweit ich sehen kann wird sich das 2015 auch weiter fortsetzen, mit so krassen Sachen wie 50 Watt Boxen und 4400 mah Akkus drin. Mir soll’s echt sein, ich finde ja, je weniger so ein Ding einer Zigarette ähnelt, um so besser. Auch auffällig war der Trend zu Clonen, Fasttech und Fogalecig sei Dank, konnte man sich mit Billigkram für kleinstes Geld eindecken, oftmals ohne dafür Einbußen gegenüber den Originalen eingehen zu müssen, lediglich für etwas längere Wartezeit des Shipments aus Asien mußte man Geduld aufbringen. Es gab hitzige Diskussionen um das Für und Wider der chinesischen Klonkunst, bei der ich durchaus beide Seiten verstehen kann, aber mit deren Service habe ich persönliche bessere Erfahrungen gemacht als mit vielen deutschen Online Stores, wo mir nicht nur einmal völlig verpeilt der falsche Kram geschickt wurde, ich auf meine Kosten zurück senden durfte und eine Garantiesache sogar völlig im Sande verlief, während das Gerät schon wieder beim Händler war. Beim Chinesen gibt’s ein Ticket, man schickt auf deren Kosten zurück oder kann’s gleich ganz behalten und bekommt die versprochene Ware trotzdem zugeschickt.
So konnte ich mich zumindest mal ziemlich günstig in das Thema Pinoy, also Tröpfelverdampfer im Subohmbereich mit ungeregeltem, mechanischem Akkuträger, reinfühlen, um festzustellen, das es zwar imposante Nebelwolken macht, aber im Alltag für mich doch eher unpraktisch und daher nicht so wirklich mein Ding ist. Diese Erfahrung kostete mich so nur ca. 35€, während man bei den Originalen schonmal bei 150 anfängt.
Gestorben wurde ja auch viel, nicht nur gefühlt viele Musiker, auch extrem viele von denen ich zu ihrem Tod zum ersten mal hörte, aber auch im engeren und weiteren Bekanntenkreis geht das schon los, dabei ist 40 doch kein Alter für sowas!
An komischen Massenereignissen fällt mir sonst noch lediglich gerade diese befremdliche Ice Bucket Challenge ein. Das ging ja soweit, das Leute förmlich darum bettelten da mitmachen zu dürfen „Nominiert mich! Nominiert mich!!!“ hab ich da nicht nur einmal lesen können. Menschen!
Bleibt noch die Aussicht auf 2015 und wenn ich so rekapituliere was ich von 2014 erwartete und was dann letztendlich passierte, halte ich mich da tunlichst zurück, ich hoffe nur das es nicht noch krasser kommt und nicht noch bescheuerter wird als das vergangene.
Meine guten Vorsätze soweit: mehr produzieren (wie immer), ein Sportstreak durch das ganze Jahr (wenn dieser tödliche Männerschnupfen erstmal vorbei ist) und weiterhin der beste Vater/Ehemann zu sein den mein Sohn/meine Frau sich wünschen kann.

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